Geschichte des Vereins
Im Jahre 1922 gründeten einige verwegene Siedler, mitten in der Moorlandschaft, wo nur einige Häuser und primitive Hütten standen, den “Verein für Gartenbau und Kleintierzucht”. Es war das Jahr, in dem nach dem Ersten Weltkrieg die Not am größten war. Man stellte sich also die Aufgabe, durch Kultivierung des Mooses und Betreiben von Kleintierzucht die Ernährungslage zu verbessern. Es begann nun ein eifriger Wettstreit zwischen den Siedlern, wer den größten Radi, das beste Obst und Gemüse, den besten Johannis- oder Stachelbeerwein, die schönsten Hennen, Hasen und Ziegen hatte. Ausstellungen wurden veranstaltet und mit Produkten beschickt. Unvergesslich bleiben die großen Präsentationen des Vereins im Saal der ehemaligen Bahnhofswirtschaft. In den weiteren Jahren stellten sich große Erfolge beim Obstbau ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Kleintierzucht zurück. Die Freunde der Hühner- und Taubenzucht trennten sich vom Verein. Aus diesem Grund wurde der Vereinsname geändert in “Gartenbauverein Gröbenzell”. Die Aufgabe hieß nun nicht mehr unbedingt, viele Erträge zu erzielen, sondern den Garten als erweiterte Wohnung zur Freizeitgestaltung, Erholung und Gesundung des Menschen auszubauen. Auch die Ortsverschönerung trat in den Vordergrund. Jährlich hielt man Blumenschmuck-Wettbewerbe - die es auch heute noch gibt - ab. Im Saal der ehemaligen Bahnhofswirtschaft wurde dann die Preisverleihung vorgenommen. Hier ist auch die große Schau zum 30jährigen Bestehen im Jahre 1952 zu erwähnen - in dem Jahr, als aus der zu Olching, München, Puchheim und Geiselbullach gehörenden 4-Zonen-Siedlung eine eigene Gemeinde Gröbenzell wurde.
Unter aktiven und zukunftsorientierten Vereinsleitungen hat der Verein dann eine stetige Aufwärtsentwicklung genommen. Im Kreiswettbewerb “Der blühende Landkreis” konnte der Verein jedes mal mindestens einen Kreissieger stellen. In den 70er Jahren wurde der Verein zum “Verein für Garten-, Blumen- und Landschaftspflege Gröbenzell e.V.”. Durch diese Satzungsänderung konnte auch die Auszeichnung der Gemeinnützigkeit erreicht werden. Der Verein ging auch eine Partnerschaft mit dem “Obst- und Gartenbauverein Hall in Tirol” ein, die bis heute gepflegt wird.
Der Gartenbauverein hatte schon früh die Bedeutung für die Gesellschaft, seine Funktion für den Wohnungs- und Städtebau und seinen hohen Stellwert für eine natürliche Umwelt erkannt. In diesem Sinne wurde viel Wert auf die Gestaltung unseres Ortes gelegt. Es wurde immer notwendiger, die verbleibenden freien Flächen in Gröbenzell mit Bäumen (45.000 an der Zahl!) Sträuchern zu bepflanzen. So sind wir mit unseren Mitgliedern ein wenig stolz darauf, dass es uns gelungen ist, viele Neuanpflanzungen durchzuführen.
Der Verein fördert seit nunmehr 80 Jahren die Gartenkultur und die Gestaltung des Lebensraums. Er leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung unserer Kulturlandschaft und die Verbesserung der Lebensverhältnisse im Wohnumfeld. Die Früchte seiner erfolgreichen Arbeit sind im äußeren Erscheinungsbild unserer Gemeinde deutlich sichtbar. Die Bezeichnung “Gartenstadt”, mit der Gröbenzell sich mit berechtigtem Stolz schmücken kann, ist daher auch eine Auszeichnung für unseren Verein. Die Verschönerung der Umwelt durch Blumen, Bäume und Sträucher, mit der sich unser Verein vorrangig befasst, tragen dazu bei.
Aus diesem Bewusstsein heraus stiftete der Verein im Rahmen seines 75jährigen Jubiläums im Jahre 1997 den Gröbenzeller “Walter-Goldschmidt-Umweltpreis”. Der Preis ist dem verstorbenen langjährigen Ersten Vorsitzenden gewidmet. Alle drei bis fünf Jahre, ggf. unter erweiterter Themenstellung, wird dieser Wettbewerb neu ausgeschrieben.
Gut besucht sind auch unseren regelmäßigen Monatsveranstaltungen in der “Alten Schule”, früher in der ehemaligen Gaststätte “Wienerwald”. Fachkundige Referenten bringen den Mitgliedern das nötige Wissen näher, keine Frage bleiben offen. Interessante Themen wie - um nur einige zu nennen - “Frühling im Winter auf dem Fensterbankerl”, “Rund um die Tomate”, “Duft- und Aromapflanzen”, “Pilze aus Wald und Garten” oder “Balkon- und Terrassenbepflanzung” bereicherten die Monatsveranstaltungen. Jedes Jahr wird außerdem ein Baumschneidekurs in Theorie und Praxis angeboten. Immer im April läuft die Häckselaktion des Vereins an, bei der Gröbenzeller Bürger gegen geringes Entgelt Äste und Zweige zum Kompostieren zerkleinert bekommen. Aber nicht nur fachbezogene Veranstaltungen, sondern auch Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Neujahrskonzert, Starkbierfest, Muttertagskonzert, Weihnachtsfeier und Silvesterball erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Stadlfest, das jahrelang beim “Pflügl-Hof” stattgefunden hat, war immer ein besonderer Höhepunkt im Sommer. Seit der Auflassung des Hofes wurde es immer schwieriger, einen geeigneten Platz zu finden.
Kreisernteausstellungen wurden turnusgemäß schon mehrfach in Gröbenzell durchgeführt. Die Mehrzweckhalle wurde dann immer mit großem Aufwand an Blumen, Pflanzen und Früchten in einen riesigen Garten verwandelt. Neben diesen Aktivitäten gibt es jedes Jahr mehrere Wandertage, aber auch Reisen rund um den Globus. Dabei wurden bevorzugt Parks und Gartenanlagen besichtigt, wie z.B. die Gartenanlagen von Schloss Sanssouci in Potsdam, die “Wörlitzer Parkanlagen”, der Präsidentengarten auf Malta, Orangen- und Olivenhaine in Griechenland und viele andere.
Geschrieben von Alfred Hiemer und Manfred Friemberger anlässlich der 80-Jahr-Feier 2002